Unsere Knorpel sorgen für die reibungslose Funktion der Gelenke. Um dieser Aufgabe ohne Probleme nachzukommen, müssen sie allerdings intakt sein. Kommt es zu einem Knorpelschaden (medizinisch Chondropathie), beeinträchtigt das über kurz oder lang auch die Funktion der Gelenke. Das führt mit zunehmendem Grad des Schadens zur Bewegungseinschränkung der Patienten. Das letzte Stadium ist die Chondropathie Grad 4, die die Betroffenen bereits erheblich einschränkt. Aber auch hier gibt es heute erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten.

Knorpelschäden: Gelenk aus der Balance

Die Ursachen für Knorpelschäden können sowohl Unfälle und Verletzungen sein (traumatische Knorpelschäden), als auch Erkrankungen und Verschleißerscheinungen des Knorpels. In jedem Fall stellt die Chondropathie einen Zustand dar, bei dem das Gelenk aus seiner gesunden Balance geraten ist. Denn unser Gelenk ist ein Organ, das sich im Idealzustand in einer Balance befindet, bei der sich abbauende und aufbauende Prozesse die Waage halten und sich im Gleichgewicht befinden. Wenn die abbauenden Prozesse die Oberhand gewinnen, gerät das Gelenk aus der Balance und es kommt zur Arthrose. Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht können von genetischer Veranlagung über Ernährung, Bewegung und Übergewicht bis zu Traumen und verschiedenen Sportarten reichen.

Einteilung von Chondropathie

Zur Einteilung von Knorpelschäden gibt es zwei verschiedene Klassifikationsmodelle, welche die Chondropathie in je fünf Schweregrade einteilen. Chondropathie Grad 0 bezeichnet in beiden Methoden einen intakten Knorpel ohne Schäden. Die Unterschiede machen sich ab Grad 1 bemerkbar. Beim Modell von Outerbridge ist Grad 1 eine stellenweise Aufweichung des Knorpels. Chondropathie Grad 2 liegt bei einem aufgerauten Knorpel mit kleinen Rissen vor. Reichen diese Risse bis an den Knochen, ohne dass er frei liegt, spricht man nach Outerbridge von Grad 3. Die zweite Einteilung stammt von der ICRS – International Cartilage Regeneration & Joint Preservation Society. Dabei bezeichnet Grad 1 oberflächliche Verletzungen wie Risse am Knorpel sowie eine Erweichung des Knorpelgewebes. Chondropathie Grad 2 ist ein bereits deutlich festzustellender Knorpeldefekt, dessen Tiefe allerdings noch weniger als die Hälfte der gesamten Knorpeldicke ausmacht. Bei der nächsten Stufe, dem Grad 3, macht die Tiefe des Schadens dann bereits mehr als 50 % der Knorpeldicke aus. Die Chondropathie Grad 4 bildet schließlich nach beiden Klassifikationen die letzte Stufe.

Chondropathie Grad 4

Bei dieser letzten Stufe des Knorpelschadens, der Chondropathie Grad 4 ist die Knorpelschicht komplett zerstört. Da die schützende Knorpelschicht fehlt, liegen die Knochenenden frei. Daher spricht man hier auch von einer sogenannten “Knochenglatze“. Durch den fehlenden Knorpel reiben die Knochen aufeinander, was zu Schmerzen und starken Bewegungseinschränkungen führt.

Da unsere Knorpel nicht an den Blutkreislauf angebunden sind, besitzen sie nur sehr schlechte Selbstheilungskräfte – die aufbauenden Prozesse im Gelenk gehen also nur sehr langsam vonstatten. Dadurch ist bei Knorpelschäden nahezu immer eine Behandlung durch den Facharzt notwendig. Auch wenn bei der Chondropathie Grad 4 der Knorpel bereits zerstört ist, stehen auch hier noch Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung mit denen wir im Knorpelzentrum Wien versuchen, die richtige Balance im Gelenk wiederherzustellen.

Behandlung einer Chondropathie Grad 4

Für die Behandlung eines Knorpelschadens 4. Grades stehen im Knorpelzentrum Wien mehrere Therapien zur Auswahl. Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits, Leiter des Zentrums, entscheidet hier individuell für und mit jedem Patienten, welche Methode die beste ist, um das Gelenk wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auf dem Behandlungsplan können dabei sowohl operative als auch nicht-chirurgische oder orthobiologische Therapien stehen.

Nicht-operative Therapien

Heute gibt es auch Therapien für eine Chondropathie Grad 4, die keine Operation erfordern. Dazu gehört im Knorpelzentrum Wien etwa die Lasertherapie, die antiödematös, anti-inflammatorisch, analgetisch und zellproliferierend wirkt. Sie bekämpft also Entzündungen und beschleunigt außerdem die Geweberegeneration. Weitere Behandlungsansätze sind die Elektrostimulation und die Magnetfeldtherapie. Letztere ist eine innovative Methode, die wirksam Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates behandelt. Nachdem das Gerät keinen direkten Hautkontakt benötigt, ist die Anwendung außerdem schnell und komfortabel für die Patienten.

Operative und orthobiologische Therapien

Oft ist bei einem Knorpelschaden Grad 4 allerdings auch eine operative Behandlung die beste Lösung. Auch auf diesem Gebiet bietet das Knorpelzentrum Wien mehrere Optionen:

  • Knochenmarkstimulation: Mit einer Anbohrung oder Mikrofrakturierung werden Stammzellen aus dem Knochen freigesetzt, die neues Knorpelersatzgewebe bilden.
  • Knorpeltransplantation mit der AutoCart™-Technik: Die neue und schonende AutoCart™-Methode ermöglicht die Reparatur großer Knorpeldefekte mit körpereigenem Gewebe in nur einer Operation.
  • Eigenbluttherapie (PRP): Thrombozytenreichem Blutplasma, das wir aus dem Eigenblut der Patienten gewinnen, baut den Knorpel wieder auf.
  • Hyaluronsäure-Therapie: Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit. Wird sie von außen injiziert, unterstützt sie die Heilung bei Knorpelschäden.
  • Hybrid-Therapie: In manchen Fällen werden Hyaluronsäure und PRP für das beste Resultat kombiniert.
  • Applikation von Stammzellen: Die Stammzellentherapie ist ein orthobiologisches Verfahren, das zunehmend als Alternative zu klassischen Gelenksoperationen gesehen wird.
  • Endoprothese: Ist der Schaden im Gelenk zu weit fortgeschritten oder haben die Patienten ein Alter erreicht, in dem eine schnelle Mobilisierung besonders wichtig ist, ist das Einsetzen einer personalisierten Endoprothese, eines künstlichen Gelenks, der beste Weg.