Mitte Jänner 2022 beschäftigte sich die öffentliche Sitzung des Arbeitskreises Knie der österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) mit dem essenziellen Thema Revision. Die renommierten Experten sprachen dabei über die Erfahrungen mit Revisionen in ihren jeweiligen Fach- und Spezialgebieten. Vortragsschwerpunkte fokussierten sich auf Revisionen bei Post-Meniskektomie-Syndrom, medialem Bandkomplex, Eingriffen am Femoropatellargelenk oder nach Operationen des vorderen Kreuzbandes. Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits, der seit mehr als zehn Jahren den Arbeitskreis Knorpel der ÖGU leitet, referierte bei dieser Veranstaltung über das Thema Revision nach Knorpeleingriffen.

Revisionen nach Knorpeleingriffen

In seinem Vortrag präsentierte Univ.-Prof. Dr. Marlovits heraus, welche Faktoren sich für die Revisionen nach Knorpeloperationen als signifikant herausgestellt haben und welche Tendenzen in der Praxis beobachten werden konnten. Dabei wird zwischen patientenspezifischen, defektspezifischen und behandlungsspezifischen Parametern unterschieden.

Patientenspezifische Parameter

Zu den patientenspezifischen Parametern zählen Defektlokalisation, Alter, Geschlecht, Technik, mögliche Voroperationen des Patienten sowie die Behandlungstechnik. Interessant dabei ist, dass Frauen mit 4,5 % eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine nötige Revision aufweisen als dies bei Männern (2,6 %) der Fall ist. Daraus kann unter anderem abgeleitet werden, dass sich das Geschlecht als ein signifikanter prädiktiver Parameter darstellt. Ein weiterer einflussnehmender Faktor für das steigende Risiko einer Revision ist das Alter. Bei den unter 20-jährigen Patienten liegt der Wert bei 2,2 % und steigt bei jenen, die älter als 40 Jahre sind sogar auf 3,7 %. In 3,3 % aller Fälle handelt es sich um ungeplante Revisionen.

Defektspezifische Parameter

Bei der Betrachtung der dem Defekt zugehörigen Faktoren berichtete Dr. Marlovits, dass Revisionen am häufigsten nach posttraumatischen Knorpeldefekten (4,3 %) notwendig waren. Seltener traf dies bei traumatischen (3,3 %) und degenerativen (3,1 %) Schäden zu. Es konnte er keine signifikante Korrelation zwischen Ursache, Größe und Lokalisation sowie Anzahl der Defekte festgestellt werden.

Behandlungsspezifische Parameter

Im Rahmen der behandlungsspezifischen Parameter umfasste der Vortrag auch die chirurgische Technik. Die häufigste Notwendigkeit für eine neuerliche Behandlung bei der Osteochondral Autograft-Methode (5,2 %), gefolgt von Autologen Chondrozyten Implantation (ACI) im Knie (4,6 %), der ACI mit subchondraler Knochenrekonstruktion (3,1 %) und Knochenmarkstimulation (3 %). Die meisten Revisionen mussten bei Patienten mit multiplen Knorpelschaden-Lokalisationen (4,1 %) durchgeführt werden, gefolgt von Patienten mit Schäden an der Trochlea (3,8 %), der Tibia (3,7 %), der Patella (3,4 %) sowie des inneren (3,3 %) und äußeren Oberschenkelkondylus (2,3 %). Zudem hatten mehr als 5 % der Patienten bereits zwei oder mehr Operationen im Kniegelenk, und mehr als 6 % hatten bereits zwei oder mehr Eingriffe wegen eines Knorpeldefekt.

Ursachen für Revisionen in der Knorpelchirurgie

Univ.-Prof. Dr. Marlovits referierte auch über die häufigsten Ursachen einer Revision. Auf die Häufigkeit bezogen und absteigend sortiert zählen dazu die Arthrofibrose mit 1,01 %, Infektion, sekundäre Meniskuspathologie, sekundärer VKB-Ersatz, sekundäres Realignment, sekundärer Gelenkersatz, ein weiterer Knorpelschaden an anderer Stelle, sekundäre Knorpeltherapie in gleicher Lokalisation sowie eine inkomplette Heilung einer Osteotomie mit 0,03 %.

Abschließend sprach Univ.-Prof. Dr. Marlovits die oft fehlenden Angaben von Komplikationen in Studien an, denn nur in weniger als zwei Drittel aller Studien sind diese Erkenntnisse ein erläuternder Bestandteil. In den randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) sind die Angaben grundsätzlich vorhanden, jedoch sind diese für Knorpelpatienten oft nicht repräsentativ. Um die Entwicklungen in der Knorpelchirurgie stetig voranzutreiben, wünschen sich die Experten in diesem Bereich den Zugang zu einem diesbezüglich umfangreicheren Datenmaterial.